kleine antonov
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Unsere Geschichte


Das erste Mal, dass ich eine Anna sah, war in Montabaur auf einem Flugtag. Da donnerte ein riesiges Etwas an mir vorbei und hob behäbig ab. "Was war das denn?" "Das ist die Antonow-2, der größte Doppeldecker der Welt." wurde ich belehrt. Das war etwa Ende der Neunziger Jahre.

Als Ultraleicht- und Gleitschirmflieger war ich von der Fliegerei sowieso schon angetan. Eine ganz besondere Faszination ging für mich schon immer von einem Doppeldecker aus. Die Urlaube wurden meist zum Gleitschirmfliegen in Kössen in Österreich verbracht. Ich staunte nicht schlecht, als beim nächsten Urlaub ein Doppeldecker an der Landewiese stand . Eine echte Anna als Blickfang. Sie war nicht ganz vollständig, ohne Instrumente, und der Motor hatte wohl auch schon seine letzten Drehungen hinter sich. Aber - der Funke war übergesprungen. So etwas müsste man auch zu Hause haben. Nach drei weiteren Urlauben wurde die Sache immer konkreter.

Ein zweiter Verrückter kam dazu: Rolf Uredat. (Man sagte, wir wären verrückt.) Die Suche nach einer AN-2 begann. Über's Internet wurden die ersten Kontakte geknüpft. Ein erster Termin in Düsseldorf
. Eine zum Verkauf stehende Anna stehe in Perm . Wo war das denn? 2.000 km hinter Moskau! 5.000 Dollar. Und der Transport? Rüber fliegen? Transport per LKW? In Russland war tiefer Winter.
Abwarten bis zum Frühjahr? In weiteren telefonischen Verhandlungen kamen wir zu keinem Ergebnis. Man hatte uns wohl auch nicht für ganz voll genommen. Über eine Suchanzeige im Internet bekamen wir Kontakt zu anderen Verkäufern. Nach ersten Verhandlungen nahm die Sache langsam Form an. Es sollte eine komplette funktionsfähige Maschine sein - Motor noch lauffähig - alle Instrumente vorhanden. Wir beschlossen, die zum Verkauf stehenden Maschinen zu besichtigen. Nicht alle waren mit unserem Entschluss einverstanden.

Vortermin in Würselen bei Aachen, Besprechung, Visa beantragen. Termin Montag, 23.03.2004, Abfahrt um 19.00 Uhr in Würselen. Richtung Köln, Wetzlar, Gießen, an Erfurt, Weimar und Dresden vorbei, Richtung Grenze Görlitz. 1. Stopp ca. 11.00 Uhr, irgendwo vor der Grenze. Tanken und Sonstiges.
Endlich mal frische Luft. Rolf, Alex und Oleg hatten ja außer Rauchen nichts zu tun, und das eine nach der anderen. Ca 12.00 Grenze Görlitz – Polen. Grenzübertritt ohne größere Verzögerung. Und ab durch Polen. Irgendwann Fahrerwechsel. Morgens vor der Ukrainischen Grenze Rast, Kaffee und Brötchen.
Womit bezahlen? Wir hatten keine Slotti. Und Euro kannten die nicht. Irgendwie klappte es mit der Eurocard. Oleg fuhr jetzt. Ich war erstaunt, welche Fahrleistungen man aus einem Nissan rausholen konnte.

Vor der polnisch ukrainischen Grenze mindestens 5 km LKW-Stau. Wir fuhren vorbei und schafften die polnische Grenze ohne Probleme. Dann kam die ukrainische Grenze. Warten war angesagt. Nach über 3 Stunden waren auch wir an der Reihe. Große Probleme warfen ihre Schatten voraus. Rolf's Jeep war ein Firmenfahrzeug und damit nicht auf ihn, sondern auf die Firma zugelassen. Man wollte uns so nicht einreisen lassen - nur mit Eigentumsbestätigung, per Fax oder Email. Es war mittlerweile 16.00 Uhr, Dienstag Nachmittag. Keine Chance.

Oleg , der russischen Sprache mächtig, fing mit dem Zöllner eine heiße, lautstarke Diskussion an. Ich wartete nur darauf, dass gleich irgendwo eine Tür aufging, Zöllner herraussprangen, die uns alle ins Loch steckten. Doch nichts passierte. Wir zogen uns zurück, um uns zu beratschlagen.

Nach Verhandlungen mit den Zöllnern fand man dann dennoch eine Lösung. Die Fahrt konnte fortgesetzt werden. Die russischen Straßen waren teilweise sehr gut, teilweise hatten sie tiefe Schlaglöcher, die unserem Nissan auch zu schaffen machten. Mein BMW hätte das sicherlich nicht überlebt. Die Straßenführung brachte große Probleme. Die Autobahnen enden mitten in den Orten oder Städten. Dann geht es quer durch die Stadt zum nächsten Autobahnanschluss. Die Schilder sind teilweise ukrainisch , russisch oder kyrillisch. Als normaler Westeuropäer hat man keine Chance. Nach ca. 30 Stunden Fahrt, ohne größere Pausen, erreichten wir Kiew.

Wir kontaktierten unseren Geschäftspartner. Man traf sich und fuhr zu einem vorher ausgesuchten Hotel. Schwere schmiedeeiserne Tore und ein Pförtner vermittelten ein Gefühl von Sicherheit. Auch für unser Auto. Man hörte ja soviel.

Pustekuchen! Das Hotel war komplett ausgebucht. Man telefonierte, mittlerweile war es 2.00 Uhr. Man verwies uns an ein anderes Hotel mitten in der Stadt. Kein eingezäunter Parkplatz. Unser Auto mussten wir irgendwo am Straßenrand parken. Ich fragte Rolf: "Ist dein Auto diebstahl-versichert?" Doch wie aus dem Nichts tauchte ein Wächter auf, der für kleines Geld die ganze Nacht ein Auge auf das Fahrzeug hatte. Erst mal ausschlafen. Am nächsten Morgen um 10.00 Uhr Frühstück. Danach Besprechung in einem Büro in der Innenstadt von Kiew. Besichtigungstermin auf einem kleinen Flugplatz, ca. 30 km entfernt. Es war ein ziemlich verlassener Flugplatz. Überall stand Gerät rum, was anscheinend schon lange nicht mehr benutzt wurde. 2 - 3 flugfähige Annas waren zu erblicken. Sonst standen ziemlich abgewrackte Maschinen rum. Rolf und ich schlenderten mit großen, erwartungsvollen Schritten Richtung einer weißen Antonov.

Die zum Verkauf stehende Maschine sah noch recht passabel aus . Ich nahm die Maschine in Augenschein, wusste aber selber nicht so recht, auf was ich eigentlich achten sollte. Die Maschine war komplett, Bespannung noch intakt und hatte noch Restlaufzeiten. Während ich schmunzelnd um die Maschine schlich, fotografierte Rolf die ganze Szenerie. Da noch weitere Maschinen zum Verkauf angeboten waren, entschlossen wir uns, auch die anderen Maschinen auch zu besichtigen. Die waren nur 600 km weiter südlich, in Kherson, am Schwarzen Meer. Es war mittlerweile 16.00 Uhr. Wir beschlossen, zurück nach Kiew und dann mit dem Zug nach Kherson zu fahren. 17.00 Uhr waren wir am Hauptbahnhof, einem supermoderner Bahnhof, der keinem westlichen Bahnhof nachstand. Der nächste Zug ging um 18.00 Uhr. Die Fahrt im Schlafwagen kostete für uns 4 Personen sage und schreibe 25 € . Es gab wohl einige Probleme, ein komplettes Schlafwagenabteil zu bekommen. Wir hatten nur jeweils 2 x 2 Plätze in verschiedenen Abteilen.

Aber Oleg regelte das im Zug - es wurde so lange gemaggelt, bis wir ein Abteil hatten. Es waren alte Schlafwagen á la Orient Express. In jedem Wagen befand sich ein Bollerofen für die kalten Tage, an den Fenstern hingen weiße Spitzengardinen. Nachdem wir uns ein Bier genehmigt hatten, hauten wir uns auf Ohr. Irgendwann, beim ersten Dämmern, wachte ich auf. Es war fast 05.00 Uhr. Man konnte den Sonnenaufgang über endlose Steppen beobachten. Um 06.00 Uhr rollten wir in Kherson ein.
Wir waren um 08.00 Uhr verabredet. Bis dahin genehmigten wir uns einen Kaffee in einer kleinen Kneipe am Bahnhof. Pünktlich um 08.00 Uhr wurden wir abgeholt. Es ging direkt Richtung Flugplatz. Die Straßen waren hier teilweise noch schrecklicher. Es waren fast ausschließlich Landwirtschaftsmaschinen. Wir zählten ca. 50 Antonov's, die in Reihe und Glied standen. Ein Anblick, der das Herz höher schlagen ließ.
Wir besichtigten 5 - 6 Maschinen. Wir wollten uns noch nicht entscheiden. Es war früher Nachmittag, und der Zug nach Kiew ging erst um 20.00 Uhr. Wir vertrieben uns die Zeit in einem kleinen Restaurant, wo wir ausgiebig aßen (und ein bisschen tranken). Wir beschlossen aber doch, die Maschine in Kiew zu kaufen. Wieder in Kiew angekommen, wurden Vorverträge geschlossen und die Formalitäten erledigt. Abends wurde das Ganze noch mit einem Wodka begossen. Die Zeit drängte, denn wir mussten wieder nach Hause.
Oleg und Alex begleiteten uns bis an die Grenze. Sie blieben noch in der Ukraine, um die Formalitäten zu erledigen. An der Grenze hatten wir dann noch einige Schwierigkeiten mit gewissen Stempeln und Formularen, die ausgefüllt werden mussten. Irgendwie, mit Händen und Füßen, wurde es geschafft. Die weitere Rückfahrt verlief ohne größere Schwierigkeiten. Die Lieferung der AN-2 sollte in ca. 6 Wochen erfolgen.
Nach den ersten Wochen stellte sich heraus, dass es mit der gekauften Maschine Schwierigkeiten gab. Eine andere gleichwertige Anna sei schon in Augenschein genommen worden. Wir verließen uns auf Oleg. Es gab weitere Probleme mit Ausfuhr und Transport. Mittlerweile waren schon 8 Wochen ins Land gegangen.
Die AN-2 sollte nächsten Wochen kommen. Wir glaubten bald gar nichts mehr. Doch es kam eine Mail mit einem Foto von der verladenen Maschine. Ein Wunder war geschehen. Doch es gab wieder Schwierigkeiten mit einer anderen Behörde. Der Transport wurde verschoben - die Antonov wieder abgeladen.
Mittlerweile war es Ende Juni. Der Jahresurlaub mit den Kindern rückte immer näher. Was machen? Urlaub absagen? Weitere Wochen vergingen, und es tat sich nichts. Kommt die Maschine überhaupt? Mir war es jetzt egal. Ich konnte doch nichts machen. Ich fuhr in Urlaub.
Mehrere Telefonate im Urlaub brachten kein wirkliches Ergebnis. Die Anna stände bereit, es fehle nur noch eine Genehmigung. Ich glaubte an alles und nichts.
Aus dem Urlaub zurück ein Anruf: "Die LKW s haben die ukrainische Grenze passiert." Das war Freitag. Glauben oder nicht glauben? Sonntag : Die LKWs stehen auf einem Rastplatz bei Bonn. Montag Treffpunkt Bonn-Ramersdorf, Hauptzollamt. Es hörte sich an wie Weihnachten.
Montag fuhren Rolf, Hans, Alfred und ich nach Bonn. Es standen tatsächlich 2 Sattelschlepper beim Zoll. Sie waren nur leider verplombt. Zu gerne hätte ich sofort die Plane aufgerissen. Also rein zum Zoll. Im Beisein einer netten Zöllnerin durften wir die Plomben öffnen. Es war irgendwie wie Weinachten.
Auf einem LKW war die Maschine, auf dem anderen die Tragflächen und Einzelteile. Nun schnell Zoll bezahlen und ab nach Eitorf.

Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Platz die Einzelteile einer Antonov beanspruchen. Als die LKW-Plane runtergemacht war, wurde das uns schlagartig bewusst. Man hatte alles viel kleiner in Erinnerung. Zuerst wurden die Tragflächen und Einzelteile abgeladen. Trotz unserer nicht gerade kleinen Halle, hatten wir Probleme alles irgendwie zu verstauen. Die Rentnerband kam jetzt mächtig ins Schwitzen. Erich war mittlerweile auch zu uns gestoßen. Die Maschine selber sollte ohne Fahrgestell auf die 1. Etage.
Wir konnten messen wie wir wollten. Es blieben von Oberkante Maschine bis Kranhaken nur 40 cm. Also musste noch schnell ein Gehänge gebaut werden. Als alles irgendwie einigermaßen verstaut war, hatten wir uns ein Bier verdient (oder 2 ???). Zuerst wurde das Fahrgestell wieder montiert. Damit war die Maschine wieder fahrbar. Was machen wir mit der Farbe? Runter? Drüberpinseln? Die Anna, die wir zuerst kaufen wollten, war weiß. Oleg hatte kurzerhand diese Maschine in der Ukraine auch weiß gepinselt. Da mittlerweile die Lackschichten dicker als das Blech waren, entschieden wir uns, alles runterzuholen.

Rolf organisierte ein Wasserstrahlgerät. Mit 1.700 Bar bekam man alles ab. Strafarbeit war das Strahlen der Unterseite; Freddy hatte eine gute Idee: Regenkombi und Motorradhelm. Es blieb das blanke Blech übrig. Rolf machte auch nicht vor den Plexiglas-Scheiben halt. Spätestens jetzt war klar: die Maschine brauchte eine komplett neue Verglasung. Die komplette Cockpitverglasung mit allen Halteleisten wurde zerlegt und überarbeitet. Mittlerweile war ein weiterer zu uns gestoßen: Wolfgang, Flugmotorenschlosser und begeisterter Sternmotorensammler. Nun war auch die technische Seite gesichert.
Die Tragflächen wurden in der Ukraine schon neu bespannt. Es war fast Weinachten 2004. Wir fingen mit dem Lackieren an. Ich hatte schon viel lackiert: Autos, Maschinen, LKW's und Boote Aber eine Anna! Mann, was sind das für Quadratmeter. Grundierung, Basislack und Klarlack, also alles x 3. Irgendwann war auch das letzte Blech lackiert.
Es konnte montiert werden. Samstags war Montagetermin. Alle Mann waren da. Mit vereinten Kräften sah es nachmittags nach einem Flugzeug aus. In den weiteren Wochen bis zum Sommer wurden fast alle Restarbeiten erledigt. Zur Verankerung wurden Betonklötze eingelassen. Strom, Wasser und Pressluft wurde auch gelegt. Eine Gangway musste her. Hinten ist ein Hydraulikzylinder eingelassen, mit dem man die Maschine gerade stellen kann. Nun wollen wir mit dem Innenausbau beginnen.

Die Maschine stand nun erstmal fest verankert. Es wurde beratschlagt, wie es weitergehen solle. Einstimmig wollten wir wissen, ob noch Leben in der Anna war. Wir hatten ja vorher schon die Vollständigkeit begutachtet. Alle Aggregate waren vorhanden. Es sah alles noch original, nicht demontiert aus. Wir hatten ja auch eine komplette Antonov gekauft. Erst mal Batterien ranschleppen. 27 Volt bräuchten wir. Mit 24 Volt muss es auch gehen.
Und siehe da, es tat sich was. Nach dem wir alle Schalter probiert hatten, fand man auch den Hauptschalter. Armaturen bewegten sich, Generatoren und Zusatzaggregate fingen an zu laufen. Natürlich leuchtete auch rote Lampe für Spritmangel und eine schrille Klingel ächzte „Kein Sprit“! Nun gut, wie startet man so einen Motor?
Mit eben mal Zündschlüssel rumdrehen, war das wohl nichts. Erstmal kundig machen, man will ja nichts kaputt machen. Nach einigen Recherchen trauten wir uns, es zu probieren. Kerzen raus - dann Ölwechsel "Boah" 60 Liter und immer noch nicht voll.

1. Startversuch - ohne Kerzen. Anlasser aufziehen, warten bis die Ampereanzeige von 140 auf 50Ampere abgefallen ist. Dann Kupplung rein, mit einem satten Klack rastet die Kupplung ein und überzeugt den 9 Zylinder, die ersten Umdrehungen zu machen. Ohne Kerzen ja auch kein Problem. Aus dem Cockpit schon ganz schön beeindruckend, wenn die 3,6 m große Luftschraube sich dreht. Die Benzinversorgung wurde aus Sicherheitsgründen nach außen gelegt. Die Tanks in den Tragflächen wurden nicht mehr angeschlossen. Wolfgang bastelte eine Pumpe mit Druckminderer, so dass wir vorn ca. 0,3 bar Benzindruck hatten. 2 x 20 Liter Normalbenzin sollten fürs erste reichen. Kerzen rein, Benzindruck vorpumpen, Primen , wieviel?
Wir entschlossen uns für 3 x. Aus-Hebel auf Start - Gas auf 1 /4 - Zündung aus - Starterhebel nach links - Anlasser aufziehen . . . Die Spannung steigt. Was machen unsere Scheiben? Die meisten Scheiben bestanden vorher aus Plexiglas. Wir ersetzten sie durch dickes Fensterglas, die komplett eingeklebt wurden. So ein Sternmotor mit seinen 1000 PS sollte auch schon mal ganz schön schütteln können. Gewisse Bedenken kamen schon auf.
Der Amperemeter fällt langsam von 140 auf 50 Ampere -
Starterhebel von links nach rechts auf Bousterzündung -
gleichzeitig Anlasser einkuppeln -Zündung auf 1 + 2 - der Motor dreht, hustet 2 x und dreht ohne Anzuspringen weiter. Hektisch wird nachgeprimt, doch ohne Erfolg! Nach 3 Motorumdrehungen ist der Spass vorbei. Was nun ? Wir tippen auf zu wenig Sprit.
Das Ganze noch mal. 8 x Primen – Aufziehen - Kupplung rein - Busterzündung an - Der Motor dreht - Zündmagnete 1 + 2 rein - Der Motor hustet - zündet aber nur auf 3 oder 4 Zylinder. Es wird gleichzeitig mit der Handpumpe nachgepumpt - und gleichzeitig nachgeprimt. Der Motor wehrt sich. Rückschläge kommen durch die Vergaserklappe gegen die Scheiben. Scheibenenteisung in Natura erlebt. Der Versuch, mit dem Gashebel zu pumpen bringt Erfolg. Der Motor nimmt Drehzahl auf, und versteckt sich in einer dicken Qualmwolke. Es müssen sich doch noch diverse Ölreste im Ansaugstutzen oder Auspuffkrümmer befunden haben. Eine Dampflokomotive war nichts dagegen.
Doch nach ein par Minuten war der Nebel vorbei.
Nach dem Warmlaufen wurde der Schubhebel immer weiter nach vorn geschoben. Der Motor lief jetzt sauber rund und der Sound des Sternmotors ließ keine Wünsche offen.
Der Kettenzug und die Zurrgurte war nicht umsonst angebracht worden. Die Anna wollte weg und zerrte an der Verankerung, dass uns manchmal mulmig wurde. Nach 2 weiteren Starts und 20 Minuten „spielen“ waren die 40 Liter Benzin im Vergaser verschwunden. Unsere Scheiben waren alle heil geblieben. Da der Motor nun lief , waren wir alle erleichtert. Nun konnte es weitergehen.

Die Antonov-2 stand sehr schräg.

Beim Arbeiten in der schrägen Maschine kommt man sich wie betrunken vor. Also: hinten anheben! Wie? Natürlich einen Hydraulikzylinder besorgen, Aggregat besorgen. Mit viel Einsatz wurde aus allerhand gebrauchten Komponenten eine Anlage gebastelt. Halterungen bauen, und einbuddeln. Das gesamte Team war mit Bagger, Radlader und Stapler am Werk. Der Zylinder hatte 1.800 mm Hub und war komplett 2.500 lang . Dementsprechend war auch das Loch tief. Gleichzeitig wurden auch die vorderen Betonklötze versetzt. Die Baustelle glich einem Bombenkrater. Doch nach 8 Stunden tatkräftigem Einsatz der Antonov – Freunde war das Gröbste überstanden.

Zum Einsteigen wurde immer eine Leiter benutzt. Das war nicht sehr komfortabel. .... Also musste eine Gangway her. Mal schauen, was in der Restekiste liegt und dann was zusammenbasteln. Und fertig war die Gangway.

Innenausbau, dass immer wieder aufgeschobene Thema.

Unsere Anna war eine Original AN-2 P ... Das "P" steht für Passagierversion. Diese Maschinen haben rechts ein fünftes großes Fenster mit Notausstieg. Hinten rechts ein zweites kleines Fenster. Innen waren sie komplett schon mit Blech verkleidet. Seitlich, innen rechts und links Luftdüsen für die Fluggäste. Die Verkleidung war zwar komplett, hatte aber Beulen, und Ausschnitte.
Bei den Blechen entschieden wir uns für eine komplette Neuverkleidung aus Alu Blech.
Das Anpassen der neuen Verkleidung mit Fenster und Türen, und das Anpassen der Dachradien erwies sich doch als sehr nervenaufreibend. Die Fensterringe hatten Ähnlichkeit mit einem Schweizer Käse. Erst mit viel Liebe und Glasfaserspachtel waren sie wieder ansehnlich.
Jetzt sollte alles mit Kunstleder bezogen werden. Erste Klebeversuche mit Kunstleder direkt auf Blech erwiesen sich als unbrauchbar. Erst mit kaschiertem Kunstleder klappte es.

Oben wurden Halogenlampen eingebaut. Ventilatoren sorgen für eine Entlüftung. Im Cockpit wurde Schwarzlicht angebracht, was im Dunkeln die Armaturen richtig leuchten lässt. Die Originalbestuhlung wurde gestrahlt, lackiert und neu bezogen.
Teppich und Gardinen durften auch nicht fehlen.

Die erste Einweihung fand mit 30 Litern Bier, 2 Flaschen Baccardi, heißen Würstchen und kalten Koteletts statt. Und 16 Mann Besatzung.

Koordinaten:
50° 46` 11“ Nord
7° 28` 0“ Ost